Mittelmosel-Museum, Traben-Trarbach
Mosel, Flusskilometer 107
„Der Musiksalon … war seit jeher der Repräsentationsraum der Barockvilla Böcking. Ursprünglich mit einer handbemalten Papiertapete geschmückt, erhielt er seine heutige Ausstattung wohl nach der Hochzeit des Enkels des Hauserbauers Louis Böcking im Jahre 1788.
Beherrscht wird der Raum von einer kostbaren Landschaftstapete, die wahrscheinlich in einer Frankfurter Manufaktur nach Motiven des Gedichts „der Frühling“ des Dichters Ewald Christian von Kleist von mehreren unbekannten Künstlern mit Ölfarben auf Leinwand gemalt wurde. Dargestellt ist eine romantisch idealisierte Phantasielandschaft, in die lediglich ausgewählte Szenerien des Gedichts komponiert wurden. Auch die beiden aufwändig geschnitzten Konsoltische und Wandspiegel entstammen – ebenso wie die drei Stühle und das Kanapee an der linken Raumseite – der originalen Raumausstattung im Zuge der Umgestaltung des Salons im Stil des Louis Seize.
Es ist durchaus anzunehmen, dass Johann Wolfgang von Goethe, als er wenige Jahre später nach seiner abenteuerlichen Sturmfahrt auf der Mosel am zweiten November 1792 freundliche Aufnahme in der Barockvilla Böcking fand, in diesem erst kurz zuvor kostspielig renovierten Salon empfangen und bewirtet wurde“ heißt es heute auf einer Erklärung im Raum.
Um 1750 hatte der Trarbacher Kaufmann Johann Adolf Böcking (1695-1770) die Villa im Stil des Trierer Barock erbauen lassen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie für sechs Generationen der Familie deren repräsentatives Domizil. Der Gründervater der Böckings war unter anderem Landeskassierer der Herzöge von Zweibrücken.
Heute dürfen auch wir Normalsterblichen das Haus betreten, in dem neben Goethe auch der preußische König Friedrich-Wilhelm IV. und der französische Dichter Apollinaire zu Gast waren.